Bildungsdokumentation
Zur Stärkung des Bildungsauftrags der Kindertageseinrichtungen in NRW hat die Landesregierung Grundsätze zur Bildungsförderung für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertageseinrichtungen und Schulen im Primarbereich vereinbart.
Diese Vereinbarung verfolgt das Ziel, die Kinder in ihren Bildungsprozessen zu stärken und diese bis zur Einschulung und durch eine gelungene Zusammenarbeit beim Übergang in die Grundschule in ihren Entwicklungsschritten zu fördern und zu unterstützen.
Die Grundlage für eine zielgerichtete Betreuungs- und Bildungsarbeit in unserer Kindertageseinrichtung ist die Beobachtung eines Kindes. Wir beobachten die Interessen, Ideen, Werke, das individuelle Handeln des Kindes, den Kontakt zu den anderen Kindern, die allgemeine Entwicklung, und Entwicklungsschritte, Entwicklungsverzögerungen, die Bedürfnisse und Fähigkeiten oder besondere Begabungen.
Es ist wichtig, dass wir die Beobachtungen schriftlich festhalten um bei einer Auswertung evtl. einen Förderplan oder Fördermaßnahmen zum Wohle des Kindes erstellen können.
Als praktische Hilfestellung, um einen vorhandenen Förderbedarf bei Kindern zu erkennen, und den Kindern und ihren Eltern angemessenen Unterstützung zukommen zu lassen, arbeiten wir nach dem Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter und nach dem Entwicklungsgitter von E.J. Kiphard.
Auch für die Gespräche mit den Eltern ist die schriftliche Dokumentation des Entwicklungs- und Bildungsprozesses hilfreich.
Die Beobachtungen werden für jedes Kind in einem Entwicklungsordner festgehalten. Dieser Ordner wird den Eltern bei der Einschulung des Kindes übergeben.
Inhalte des Entwicklungsordners:
- Informationen zur Vorgeschichte des Kindes
- Elternfragebogen
- Informationen zur Familiensituation
- Kurznotiz zum Hausbesuch
- Bericht zum Aufnahmetag
- Beobachtungen aus der Eingewöhnungsphase
- BaSiK
- Lerngeschichten
- Entwicklungsberichte
- Beobachtungen von Lerngeschichten durch Fotos und Videos
- getroffene Zielvereinbarungen von und mit Eltern
- Gesprächsnotizen – Vereinbarungen mit den Eltern
- Förderpläne
- Notizen von Kooperationspartnern, wie z.B.: Therapeuten, Ärzten etc.
- Abschlussbericht
BaSiK
In unserer Einrichtung nutzen wir für alle Kinder zweimal jährlich für die Sprachentwicklungsbeobachtung den BaSiK-Bogen von Renate Zimmer. Die Abkürzung BaSiK steht für Begleitende alltagsintegrierte Sprachentwicklungsbeobachtung in Kindertageeinrichtungen. Dieses Verfahren ermöglicht die begleitende Beobachtung der kindlichen Sprachentwicklung während des Kindergarten-Alltags. Die Kinder werden so nicht in speziellen „Testverfahren“ in Ihrer Sprachentwicklung überprüft, sondern können im Alltag in den Bereichen Sprachverständnis, semantisch-lexikale Kompetenzen, phonetisch-phonologische Kompetenzen, prosodische Kompetenzen, morphologisch-syntaktische Kompetenzen, pragmatische Kompetenzen und Literacy beobachtet werden. Die Beobachtung erfolgt in typischen handlungsrelevanten Situationen und hat das Ziel den Sprachentwicklungsverlauf eines Kindes kontinuierlich zu dokumentieren. Außerdem wird der Sprachentwicklung von mehrsprachig aufwachsenden Kindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aufbauend auf den Beobachtungsergebnissen können Maßnahmen einer alltagsintegrierten Sprachförderung, die natürliche Sprachanlässe des pädagogischen Alltags aufgreifen, abgeleitet werden. Das Verfahren liegt in einer Version für Kinder über drei Jahre und einer Version für Kinder unter drei vor und die Mitarbeiter unserer Einrichtung sind in der Anwendung dieses Beobachtungsverfahren geschult.
Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter
Wir beobachten mit dem „Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter“. Er ist ein Instrument, um die Entwicklung des Kindes im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt in der Tageseinrichtung für Kinder zu dokumentieren. Der Bogen wird zweimal jährlich geführt und hält die einzelnen Entwicklungsschritte in den Bereichen Sprache, kognitive Entwicklung, soziale Kompetenz sowie Grob- und Feinmotorik des Kindes fest. Er ist nicht defizitorientiert, sondern erfasst den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes.
Der Entwicklungsbegleiter ermöglicht es uns, schnell und unkompliziert zu erkennen, wie weit ein Kind in verschiedenen Bereichen entwickelt ist und wo es verstärkt Unterstützung benötigt. Alle Eltern können den Bogen Ihres Kindes jederzeit einsehen, des Weiteren stellt er eine Grundlage für Elterngespräche dar.
Kiphard
Das sensomotorische Entwicklungsgitter von Dr. E.J. Kiphard nutzen wir halbjährlich für alle Kinder unter drei Jahren. Mit dem Entwicklungsgitter wird uns die Möglichkeit eröffnet, die kindliche Entwicklung ganzheitlich wahrzunehmen, zu beurteilen und gegebenenfalls frühzeitig Entwicklungsverzögerungen und -störungen zu erkennen. Anhand von speziellen Aufgabenstellungen werden Entwicklungsschritte und Fähigkeiten überprüft und in einem Entwicklungsgitter dokumentiert. Die skizzierte Entwicklungstabelle gibt so einen Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes im Hinblick auf die fünf Funktionsbereiche sehen und optische Wahrnehmung, greifen sowie Hand- und Fingergeschick, Fortbewegung und Gesamtkörperkontrolle, Mundgeschick und aktiver Sprachschatz, Hören und akustisch Wahrnehmen. Erweitert wird das Entwicklungsgitter um den Bereich des Sozialkontaktes zu anderen Kindern.
Durch dieses Entwicklungsprofil sieht man die Stärken und Schwächen des Kindes und kann uns als Frühwarnsystem dienen.
GABIP
Für die Kinder unter drei Jahren werden regelmäßig Entwicklungsberichte mit dem GABIP geschrieben. GABIP steht für ganzheitliches Bildungsdokumentations-Programm. In den Bereichen Motorik, Sozialverhalten, Sprache, Kognition, Musik und Rhythmik, Wahrnehmung und Interessen des Kindes können wir auf der Grundlage einer kontinuierlichen und systematischen Beobachtung die Bildungsprozesse des einzelnen Kindes beschreiben und dokumentieren. Für alle Kinder, die in die Schule kommen, wird auch auf Grundlage von der Sprachentwicklungsbeobachtung und dem Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter ein Abschlussbericht mit dem GABIP angefertigt.
Portfolio
Unter „Portfolio“ wird eine Bildungsdokumentation und Reflexion der Lern– und Entwicklungsprozesse des Kindes und der Arbeit der pädagogischen Fachkraft verstanden. Jedes Kind hat hierzu einen eigenen Aktenordner in der Einrichtung. Dieser wird gemeinsam mit den Kindern gestaltet. In diesem Aktenordner/Portfolio erfolgt eine zielgerichtete Sammlung von Dokumenten, wie den Werken der Kinder, Fotografien, Beobachtungen von großen und kleinen „Meilensteinen“ etc..
Die Auswahl / Dokumentation der Portfolioinhalte erfolgt zielgerichtet, begrenzt, kommentiert, ausgeglichen und vor allem regelmäßig. Das Sammeln von Fotos, selbstgestalteter „Werke“ oder auch Dokumentationen von Aktionen und Projekten, ermöglicht den Kindern ein ständiges Reflektieren ihres Handelns und Lernens.
Ziel der Portfolioarbeit ist die Planung der Bildungsarbeit. Darunter wird die Stärkung der lernmethodischen Kompetenz sowie dem Wissen und dem Bewusstsein über das eigene Lernen verstanden. Beim Lernen soll sich das Kind des ganzen Lernprozesses im notwendigen Maß bewusst sein. Portfolio als Methode soll so die Kompetenzen, Stärken, Interessen, Lernwege und Bedürfnisse von Kindern sichtbar machen und individualisierte Bildungsprozesse ermöglichen.
Die Reflexion über die individuellen Portfolios erfolgt zwischen Kind und Fachkraft, den Fachkräften untereinander sowie zwischen Eltern und Fachkräften. Die beobachteten Interessen und Begabungen des Kindes sind Grundlage der weiteren Bildungsplanung. Das Portfolio dient weiter als Grundlage der regelmäßigen, mindestens einmal jährlich stattfindenden Entwicklungsgespräche mit den Eltern des Kindes.
Kinder und Eltern können jederzeit Einblick in die Bildungsdokumentation nehmen. Am Ende der Kindergartenzeit wird den Kindern / Familien das Portfolio/ der Ordner zum Verbleib mitgegeben.
Die Bildungsdokumentation nach Portfolio wird zusätzlich durch die Dokumentation nach dem „Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter“ dem „Entwicklungsgitter nach Kiphard“ und den Dokumentationen aus „BaSiK“ ergänzt.
Gemeinsam mit der Übergabe der Entwicklungsberichte bilden Portfolio und die Dokumentationen der Entwicklungsbegleitung die Grundlage für einen sicheren Übergang zur Grundschule. Voraussetzung der Verwendung der Dokumentationen hierbei ist, dass die Eltern diesem Verfahren zustimmen. So können Kinder individuell und ohne Unterbrechung in der Grundschule weiter gefördert werden.